DOS: SYStem übertragen

In den guten alten Tagen von DOS lernte ich viel durch Ausprobieren, unabsichtliches Zerstören und verzweifeltes Wiederherstellen.

DOS hatte ein teuflisches Kommando, das ich einmal zufällig erraten hatte, und zwar HELP.

Diese Hilfe listete alle DOS Programme und Kommandos auf, und so war es ein Spaß, jedes einzelne einmal auszuprobieren.


DOS HELP

Am Anfang meines jungen Computerlebens hatte ich einmal einen kurzen Besuch von einem professionellen Informatiker, der mir half an verzwicktes Problem zu lösen: Mutter hatte mir zum Geburtstag ein PC-Spiel gekauft, das sich nicht starten ließ.

Wie so oft unter DOS war das Problem fehlender konventioneller Speicher. Doch der versierte Junge griff sich eine Diskette, und tippte ein paar Befehle ein

1FORMAT A:
2SYS C: A:  
3COPY C:\CONFIG.SYS A:
4COPY C:\AUTOEXEC.BAT A:

Dann startete er EDIT und löschte ein paar Zeilen aus den Dateien CONFIG.SYS und AUTOEXEC.BAT
Fertig war meine erste Boot -Diskette, die ich immer nutzen sollte, wenn ich das Spiel aufrufen wollte.

Ich war natürlich ganz verblüfft, was hier gerade abging und wie man mit ein paar Kommandos ein “kaputtes” Spiel “reparieren” konnte.

In den folgenden Wochen fing ich an, mehr und mehr zu experimentieren. Die beiden Start-Dateien auf der Festplatte wurden stückweise verändert. Zum Glück konnten Fehler mit EDIT auch wieder ausgebessert werden.

Bis ich dann auf die bescheuerte Idee kam, dass man vielleicht Befehlsnamen in “COMMAND.COM” abändern könnte. Also öffnete ich das wichtigste DOS Programm mit EDIT und fand nur seltsame Zeichen vor. Und was machte ich Dummkopf? Speichern und Beenden.

Das Speichern einer Binärdatei in einem Texteditor ist eine sehr sehr schlechte Idee, schließlich gehen da viele Bytes verloren bzw. werden sie durch Zeilenwechsel usw. ersetzt.

Resultat: DOS startete nicht mehr. Und mir traten Tränen in die Augen. Ich hatte meinen Computer zerstört.

Mama bringt mich um, wenn sie das herausfindet.

dachte ich und vor allem:
‘Wer könnte das reparieren? Die werden mich alle auslachen!’

Und da kam es mir in den Sinn: Die Spiele-Boot-Diskette … Ja, sie startet noch.

So saß ich da und versuchte mich an die Kommandos zu erinnern, die zu ihrer Erstellung genutzt wurden. Das Kommando HELP SYS schrieb zwar etwas auf den Bildschirm, was ich aber einfach im Wortlaut nicht verstand. However, irgend wann versuchte ich aus Verzweiflung SYS A: C: und … ein Wunder, DOS startete wieder von der Festplatte.

Es muss ziemlich dämlich ausgesehen haben, als ich wie ein Betrunkener voller Freude ausgelassen durch mein Zimmer tanzte … aber hey, so glücklich war ich schon lange nicht mehr … mein Computer war “repariert”.

Fazit

Heute denke ich gerne an diesen Moment zurück. Denn durch dieses Erlebnis hatte man Verstand einen Schritt vorwärts gemacht. Die Begriffe in HELP begannen mehr und mehr für mich Sinn zu ergeben, vor allem weil ich im Experiment sehen konnte, was ihre Auswirkungen waren.

Ein bis zwei Jahre später konnte ich anderen Leuten in der Schule erklären, wie man Startdisketten erstellt und sogar wie man mit CONFIG.SYS und AUTOEXEC.BAT ganze Bootmenüs erstellt. Und vieles davon konnte man direkt von HELP lernen.

Und als Windows 95 und seine Nachfolger kamen, war es immer noch dieses ‘Ausprobieren’, welches mir neue Erkenntnisse und Lösungen für Probleme bescherte.

Frage: Und? Weiß noch jemand wie man den Befehlsblock mit FORMAT und SYS oben “optimieren” kann?

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Wenn sich eine triviale Erkenntnis mit Dummheit in der Interpretation paart, dann gibt es in der Regel Kollateralschäden in der Anwendung.
frei zitiert nach A. Van der Bellen
... also dann paaren wir mal eine komplexe Erkenntnis mit Klugheit in der Interpretation!