Das Ende der '.sln'

Seit meinen ersten Entwicklungs-Experimenten in Visual Basic sind sie fix dabei: Die Verwaltungsdateien von Visual Studio. Sie fassen die eigentlichen Source-Code-Dateien zusammen und heißen “Projekte” im Einzelfall (.vcproj, .vcxproj) oder “Solution” (.sln) als Sammlungen.

Jetzt ist Schluss damit. Ab jetzt kümmert sich ausschließlich CMake um diese Details.


Die Geschichte eines Fehlers

Da ich mit Windows aufgewachsen bin, habe ich das “grafische” Hinzufügen und Entfernen von Quellcodes zu einem “Projekt” immer als die beste und stabilste Form angesehen.
Ein neues Projekt wurde damit immer in der IDE erstellt und dann vollständig in das Versionsverwaltungssystem eingespielt.

Und früher war das auch überlegen, denn ein Visual Studio 2005 Solution funktionierte bei rein nativem Code überall ohne Kunstgriffe.

Bei Linux hingegen funktionierte alles grundsätzlich nur auf dem Originalsystem. Wer also unter SUSE gegen 3 Bibliotheken per Makefile linkte konnte nicht wissen, ob die unter Ubuntu auch so heißen und durfte dann das Buildscript anpassen, oder lange aus-if-en, wie die Komponenten heißen.

Und um das “grafisch” besser kontrollieren zu können, nutzte ich lange Zeit Code::Blocks um auch Linux solche Projektdateien aufzuzwingen.

Ich generierte also “irgendwie” für jede Bibliothek ein Visual Studio und ein Code::Blocks Projekt und verwaltete diese dann für unterschiedlichen Plattformen.

Unter Linux war das … naja … immer schon blöd, es funktionierte aber unter Windows super, bis mit Studio 2012 neue Plattformtypen hinzukamen, die man nicht mehr in einer Solution unterbringen konnte.

Windows Phone und die Universal Windows Plattform brauchten eigene Solutions für sich, und so erzeugte ich eine Win32-Solution, eine UWP-Solution und später dann mit VS 2017 eine Android-Solution um immer die gleichen Sourcen zu einem Projekt zusammenzubinden.

CMake löst heute alles

Ich kann es heute ja immer noch nicht nachvollziehen, warum ich CMake so lange verweigert hatte. Grund dafür waren “komplizierte” Querschläger wie OpenSSL, die zwar für Win32 und Linux toll waren, bei WinCE oder UWP aber versagten. Doch das hätte ich auch damals schon angehen können.

Inzwischen hat CMake viele Tricks drauf um wirklich alle meine Wünsche zu erfüllen und daher habe ich nun auch im GATE Projekt mit der Entfernung aller Solution- und Projekt-Dateien begonnen.
Es ist heute auch gar nicht mehr möglich die Buildkonfiguration hart festzulegen, denn jede Studio-Installation kommt mit einem anderen SDK und mit jedem Update ändert sich dann auch noch der Minimum-Support der Zielplattform. Man müsste also in jedem Studio mit der Hin- und Herkonvertierung starten und das ist erst recht wieder Fehleranfällig.

CMake erkennt brav, was auf dem System vorhanden ist und erzeugt die Solutions und Projekte automatisch genau so, damit sie alles Vorhandene finden und nutzen.

Fazit

Good Bye SLN!

Es erzeugt in mir immer ein gewisses Retro-Feeling, wenn in einem Sourcepaket eine .sln Datei oder was Ähnliches drinnen ist. Besonders auf codeproject.com findet man noch viele solcher alten C++ Projekte.

Heute erwarte ich von jedem C/C++ Projekt, dass eine CMakeLists.txt Datei enthalten ist. Denn mit dieser lässt sich dann für wesentlich mehr Plattformen eine Buildprozedur einrichten.

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Wenn sich eine triviale Erkenntnis mit Dummheit in der Interpretation paart, dann gibt es in der Regel Kollateralschäden in der Anwendung.
frei zitiert nach A. Van der Bellen
... also dann paaren wir mal eine komplexe Erkenntnis mit Klugheit in der Interpretation!