
Book 8088
« | 14 Apr 2024 |4 bzw. 8 MHz und 640 KB RAM!
China hat es geschafft in den 2020ern einen Laptop aus Bauteilen und Standards der 1980er auf den Markt zu bringen.
Ich bin wieder in den 80ern … also eigentlich noch vor “meiner Zeit”, und damit genau “in meiner Zeit”, denn den ersten PC, den ich in den 90ern in der Schule zu Gesicht bekam war ein IBM PC XT.
Das Book8088
ist seit einigen Monaten auf AliExpress zu finden und schwankt
dort ja nach Anbieter, Versandkosten und Zubhör zwischen 180 und 280 Euro.
Ich bin froh die günstigst Variante erstanden zu haben, denn der Zoll ballert dann ohnehin nochmal 80 Euro drauf. Aber dann hatte ich endlich auch wieder einen neuen alten PC mit 8088 kompatiblen Prozessor vor mir.
Hardware
In einem 24,5 cm x 15 cm
und 3 cm
hohen zusammengeklappten Plastikgehäuse
sind ein 7-Zoll Display, eine Tastatur und ein Mainboard mit einem
NEC V20 Prozessor verbaut, der
Pin- und Instruktions-kompatibel zum Intel 8088 ist und sogar etwas höher
getaktet werden kann.
Unter der Tastatur lässt sich der Prozessor und auch eine OPL3-Soundkarte über 2 Plastikklappen freilegen, und auch noch optional ein 8087 Koprozessor einstecken, falls wer noch einen zu Hause hat.
Auf der Unterseite finden werden ebenfalls zwei Klappen um den Akku und die Grafikkarte austauschen zu können.
Da hat jemand “modular” mitgedacht. Respekt!
Mit 4000 mAh
kann man die Maschine schon eine Zeit lang ohne Stromkabel
laufen lassen. Wie lange weiß ich nicht, aber die eine oder andere Stunde
konnte ich damit schon kabellos “arbeiten”.
Aufgeladen wird der Laptop über ein 12V Ladegerät mit 1.5 Ampere.
Hinweis: Die Plastikklappen sollte man aber nur wenn nötig öffnen, denn das Material sieht nicht so aus, als könnte es zahlreiche Öffnungsvorgänge lange überleben.
Die Rückseite legt einen seriellen COM-Port und einen Paralell-Port frei, womit Kommunikation durchgeführt und auch eine klassische Maus angeschlossen werden kann.
Rechts finden wir einen Pin-Steckplatz um auch noch eine ISA 8-bit Erweiterungsplatine anzukoppeln, über die man dann echte ISA-Karten an das Gerät anschließen kann.
Genial!
Auf der linken Seite lässt sich eine
CompactFlash Karte als
Festplatte einschieben, und über einen USB-Port erhält man sogar die
Möglichkeit einen USB-Stick in Betrieb zu nehmen. Der USB-Port wird aber
nicht vom BIOS erkannt, sondern braucht
einen eigenen DOS-Treiber, der ihn als zusätzliche Festplatte fest einbindet.
Eine USB-Maus oder -Tastatur lassen sicht damit nicht betreiben.
Außerdem zeigen ein paar LEDs den Ladezustand oder CF-Karten Zugriffe an.
Software
Die beigelegt 256 MB große CF-Karte wird vom BIOS erkannt und ist mit MS-DOS 6.22 und Windows 3.0 und einigen alten DOS-Spielen befüllt.
Ein Laufwerk A:
gibt es leider nicht, doch durch den DOS-USB-Stick-Treiber
lassen sich Programme auch so auf die CF-Karte im Betrieb übertragen.
Da es kein Plug&Play gibt, muss bei jedem Stick-Wechsel neu gestartet werden.
Windows 3.0 im Schwarz-Weiß Modus ist die letzte Variante, die auf einer
alten 8088 CPU mit 640 KB RAM lauffähig ist.
Der Start ist allerdings kein Vergnügen und lässt mich an die Zeit
zurückdenken, wo es üblich war, dass man nach einem ENTER
die Hand
von der Tastatur nehmen konnte … denn es dauerte eine Weile, bis
Programme vollständig geladen waren.
Turbo Modus
Mit der Tastenkombination Fn
+ F6
lässt sich der CPU-Turbo aktivieren,
womit die CPU auf 8 MHz hochtaktet und damit fast doppelt so schnell läuft,
wie die ursprünglich üblichen 4.7 MHz.
Bei Spielen wie Prince of Persia merkt man den Turbo sofort. Während ohne Beschleunigung der Spieler nur träge vorankommt, erreicht man mit 8 MHz einen halbwegs flüssigen Verlauf.
Fazit
Ich liebe dieses Gerät.
Ja, wir haben Emulatoren und können auf 24+ Zoll Monitoren mit DOSBoX “spielen”, aber nichts fühlt sich realistischer an, als ein echter Prozessor mit den Limits von damals.
Software Hersteller waren seinerzeit wahre Künstler und schafften es ihren Code in dieser eingeengten Umgebung lauffähig zu halten. Kein Byte wurde verschwendet, kein Taktzyklus geopfert.
Ein Lob auf die kreativen Köpfe, die sich dieses neue Laptop-Board-Design überlegt haben und dort alte wie neue Chip-Reserven für uns Retro-Fans verbaut haben.