
Pocket386
« | 19 May 2024 | »Weil mich mein Book8088 so glücklich gemacht hat, bestellte ich auch gleich sein Brudermodel: Den Pocket386.
Nun kam mein zweiter Minilaptop mit 40 MHz 80386 CPU und 8 MB RAM an. Jetzt habe ich endlich mal ein echtes Windows 95, dass sich genau so verhält, wie es damals vor 30 Jahren der Fall war.
Erneut lässt ein Produkt aus China mein Retro-Herz schneller schlagen.
Der Pocket386
verbaut einen Embedded 386-Prozessor mit einem LCD
Screen, 8 MB RAM und einer Compact-Flash Karte in einem kleinen
Plastik-Laptop-Gehäuse und lässt mich nun das Abenteuer
Windows 95 erstmals seit 25 Jahren wieder neu erleben.
Der Ali M6117 ist mit 40 MHz getacktet was für einen 386er viel, für die Windows 9x aber ein kritisches Minimum darstellt.
Trotz der für diese Verhältnisse schnellen CompactFlash Karte, startet und reagiert das System relativ träge … aber ausreichend, dass man damit arbeiten kann.
Ein 4000 mA LiPo-Akku ermöglicht das Arbeiten für mindestens eine halbe Stunde. (Mehr habe ich noch nicht ausgetestet.) Geladen wird das Gerät über ein 12V 1.5A Netzteil.
Interessant ist vor allem die Maus-Integration.
Diese kann entweder per Tastatur simuliert werden, oder man
bedient sich eines PS/2 Adapters und schließt eine echte Maus an dessen
Buchse an.
Eine reale Maus ist zu empfehlen, denn die Tastatursteuerung mit den
Pfeiltasten ist wahrlich ein Graus.
An der Seite befindet sich wie beim Book8088 der CF-Kartenslot und eine
USB-Buchse für einen FAT-formatierten USB-Stick, der per DOS-Treiber
eingebunden werden kann.
Auf eine reguläre serielle Schnittstelle wird verzichtet, doch dafür erhalten
wir ein PIN-Interface für eine parallele Schnittstelle, wie sie Drucker aus
jener Zeit benötigten.
Auf der Rückseite können spezielle Flachbandkabel an einen von 4 Ports angestöpselt werden:
- Ein ISA-GPIO Port, der eine serielle Schnittstelle mit TTL (und nicht RS232!) Elektronik bereitstellt.
- Der PS2/VGA Port für eine externe Tastatur und Maus, wie auch einen VGA-Monitor
- Ein ISA-16-bit Port
- Der vom 8088 bekannte ISA-8-bit Port
Betrieb
LCD Display
Der 7 Zoll große (21x12 cm) Display kann nur mit 640 x 480 Pixel
betrieben werden, doch über das OSD-Menü per Fn+F4
kann der
Screen zwischen 16:9 und 4:3 hin und hergeschaltet werden, wo beim
16:9 Modus die 640 x 480 Pixel einfach auf 800 x 480 gestreckt werden.
Das sieht zwar etwas verzerrt, aber immer noch akzeptabel aus und verbessert die Lesbarkeit von Texten.
Peripheriegeräte
Mit der Tastenkombination Fn+F5
erscheint ein Menü mit Infos zum
Akkustand und mit dem Status zu Soundkarte, Parallel Port, VGA und
Mouse.
Folgende weiter Tastenkombination sind möglich:
Fn+3
Sound Ausgang ein/ausschalten (also auf laut oder still schalten)Fn+O
OPL3 Soundkarte ganz deaktivierenFn+P
Parallel Port ein/ausschaltenFn+1
Zwischen LCD und externem VGA Monitor hin- und herschaltenFn+5
PS/2 Tastaturmaus ein/ausschalten
Tastaturmaus
Ist diese aktiviert, kann man mit den Tasten rechts-unten auf der Tastatur eine virtuelle Maus steuern.
Der PS/2 Maus Port muss dafür im BIOS aktiviert sein.
Hierfür wechselt man per Delete
Taste beim Einschalten ins
BIOS zum
Advanced CMOS Setup
und beim Punkt Mouse Support
per
PgDn
Taste (also Fn+Pfeil-runter
) auf Enabled
.
Esc
+ Save Settings and Exit
speichern die Einstellung.
Nach dem Start steuern folgende Tasten die virtuelle Maus:
- Pfeiltasten: Bewegen den Mauszeiger nach links/rechts/oben/unten
?
führt einen Linksklick durchShift
führt einen Rechtsklick durch
USB Stick
Der vom Book8088
bekannte USB-Port ist ebenso vorhanden und wird
über den gleichen DOS-Treiber aktiviert.
Ist vor dem Start ein FAT16 USB Stick angeschlossen und der
Treiber in config.sys
registriert, ist der Stick-Inhalt als
Laufwerk D:
wie eine zusätzliche Festplatte eingebunden.
Plug & Play gibt es nicht. Das System muss heruntergefahren werden, um den Stick zu wechseln und der neue Stick vor dem nächsten Start entsprechend eingesteckt sein.
Fazit
Ah, es fühlt sich an wie damals … also echt langsam. Aber meine alten DOS-Spiele laufen auf dem 40 MHz System doch noch um einiges besser und schneller als am Book8088.
Und der Support für 32-bit Code macht es nun auch möglich eine gesamte FreeDOS Installation auf dem Pocket386 zu installieren. (Einige FreeDOS Tools sind nur für 32-bit kompiliert.)
In Summe ergänzen sich die beiden Brüder perfekt für Retro-Computing Aufgaben. Und besonders die Unterstützung von externen Eingabengeräten und einem Monitor holen diese Museums-Repliken ins aktuelle Jahrhundert zurück.