Creality Ender 3

Nach etwas gemischten Gefühlen mit meinem alten 3D Drucker, dem Da Vinci Mini, sah ich mich online nach einer Alternative um.
Und da stieß ich dann über den Creality Ender 3, der als Teilbausatz aus Fernost relativ gute Kritiken erhalten hat.

Ein besonderes Kaufargument war auch die Tatsache, dass dieser Drucker wesentlich mehr leisten kann und weniger als der alte kostete.


Ender 3

Vergleich

Mein alter Da Vinci kann Objekte mit 150 x 150 x 150 Millimeter drucken und kostete mich damals 300 Euro, heute ist er mit ca. 260 Euro gelistet. Sein größter Nachteil ist, dass er nur PLA-Filamentrollen seines Herstellers akzeptiert und dort per NFC-Chip mitgezählt wird, wieviel Filament noch übrig ist. Inzwischen haben sich bei mir jede Menge Reste angesammelt, die noch auf den Rollen bleiben, obwohl der Chip meinte, die Rolle sei leer.
Er liefert Windows-Treiber und eigene Software für den Druck über USB Kabel. Sein Spezial-Feature ist seine WLAN-Fähigkeit, man kann mit der Herstellersoftware Druckaufträge also auch über die Luft verschicken.

Der Creality Ender 3 schafft 220 x 220 x 250 Millimeter große Objekte und hat ein beheiztes Druckbett. Man findet ihn als Teilbausatz aus Fernost um 170 Euro im Internet, im Inland ist er aber auch um 280 Euro zu haben. Er kann mit PLA und ABS Filament umgehen und druckt direkt von der SD Karte. Damit ist er an keine spezielle Software gebunden, allerdings müssen die auf der SD Karte befindlichen Daten an den Drucker angepasst werden. Die freie Software Cura kann dies aber problemlos leisten.

Bestellung und Lieferung

Bei der Bestellung bei Banggood.com fällt auf, dass die günstigste Transportmethode DHL ist und in 1-2 Wochen durchgeführt wird … ganz im Gegensatz zum sonst üblichen Postversand, der auch schon mal etwas über ein Monat dauern kann.

Die Bezahlung per PayPal verlief problemlos, doch schon 2 Tage später kam die Meldung von DHL, dass Zollgebühren anfallen, und zwar 66 Euro.
Nun ja, somit steigt der Preis auf 236 Euro, liegt aber immer noch deutlich unter meinem alten Drucker oder den Angeboten aus meiner Umgebung. Ich hatte an den Weihnachtstagen bestellt und war fast überrascht, dass das Produkt schon am 7. Januar geliefert wurde. Von daher war das eine schnelle Abwicklung.

Aufbau

Manche behaupten, das Zusammenbauen dauert 30 Minuten. Nun, ich brauchte zwischen 1 bis 2 Stunden. Das mag daran liegen, dass es mir etwas an Platz fehlt und die Aktion am Boden stattfand und dass ich ständig jeden Schritt mehrfach mit der Anleitung abglich. Man will ja bloß nichts falsch machen.

Die Anleitung besteht aus 12 Bildern mit Darstellungen, wie Druckbett, Rahmen und die Motoren zusammengeschraubt werden müssen. Bei einigen Schritten muss man schon etwas genauer hinsehen, was vorne und was hinten sein soll, aber im Endeffekt blieben keine Fragen offen.

Etwas verstörend fand ich, dass der Extruder-Schlitten bei mir nicht in der Waage lag und eine Seite einige Millimeter tiefer hing als die andere.
Doch zum Glück ließ sich das später ausgleichen, bzw. führte zu keiner Verschlechterung der Druckqualität.

Inbetriebnahme

Ich war zugegeben etwas nervös, als ich den Netzschalter betätigte … schließlich hätte es im schlimmsten Fall ja auch knallen können.
Aber nichts dergleichen, die Lüfter schalteten sich ein und auf der LCD Anzeige wurde das Menü sichtbar, mit dem ich zuerst den Extruder auf Ausgangsposition fahren ließ, was er auch brav tat.

Der erste empfohlene Schritt ist die Ausrichtung und Kalibrierung des Druckbettes. Dazu schaltet man das Gerät ab, nimmt ein Blatt Papier, und schiebt den Extruder und das Druckbett zu den 4 Eckpunkten. Mit großen Rädern auf der Unterseite wird das Druckbett so angehoben oder gesenkt, dass der Extruder knapp über dem Bett hängt und das Blatt Papier durchpasst ohne stark zu schleifen.
Nach etwas hin und her schien das zu passen.

Man findet im Menü auch die Möglichkeit den Druckkopf in alle 3 Dimensionen zu bewegen und dieser Test verlief in X und Y Richtung gut, doch beim Hochheben machte sich ein Knacken bemerkbar.
Wie in einem YouTube-Video beschrieben, soll man mit dem mitgelieferten Werkzeug an bestimmten Stellen die Ausrichtung des Schlitten justieren, bis alles funktioniert. Auch kann man einige Schrauben fester ziehen bzw. lockern.
So ließ sich das Knack-Problem lösen und der Extruder fuhr ordentlich nach oben und unten.

Nun wurde per Menü der Extruder aufgeheizt und das Filament durch den Schlauch eingeschoben. Damit war alles bereit für den ersten Probedruck.

Im Lieferumfang ist auch eine Micro-SD-Karte und sogar ein USB-Kartenlesegerät enthalten. Auf der Karte ist auch ein Beispiel-Objekt, das man für den ersten Druck nutzen kann.

Ergebnisse

Das Test-Resultat war sehr gut.
Der Vorteil eines beheizten Druckbettes ist, dass das Material gut haftet und nicht wie bei meinem alten Gerät gerne mal abreißt und von der Düse mitgeschleppt wird.

Mittels der Software Cura konnte ich schnell einige Dateien für den Druck vorbereiten. Dafür werden die üblichen *.stl Dateien in an den Drucker angepasste *.gcode Dateien konvertiert und anschließend auf die SD-Karte kopiert.

Während der Da Vinci standardmäßig mit 0.3 Millimeter Filament aufträgt, werden beim Ender 3 0.2 Millimeter vorgeschlagen.
Damit dauert der Druck theoretisch etwas länger, doch wie ich schon früher erwähnte, musste ich dafür beim Da Vinci die Geschwindigkeit herabsetzen um Fehler bei der Zufuhr zu vermeiden, weil ansonsten jeder vierte Druck mit einem Abbruch in der Mitte fehlschlug.

Inzwischen hat der Ender 3 mir ein Kätzchen und jeweils ein neues Gehäuse für einen Arduino Uno und einen Raspberry PI Zero gedruckt. 3D printed cats

Die Qualität ist hervorragend und mir fällt auf, dass die lästigen Fäden und Eckenverklumpungen, die der Da Vinci gerne einarbeitete, hier fehlen.

Fazit

Nach ein paar Druckversuchen kann man natürlich noch nicht sagen, wie gut das Gerät ist. Mal sehen wie stabil alles in den nächsten Monaten bleibt.
Doch der aktuelle Eindruck ist ein sehr sehr guter.

Am besten gefällt mir, dass ich nun endlich die angesammelten Reste der XYZ-Filamentrollen aufbrauchen kann.
Die Sache mit den NFC-Chips ist wirklich mehr als nervig beim Da Vinci.

Der Ender 3 ist ein tolles Gerät für Einsteiger wie mich, die mit dem Schraubenzieher umgehen können. Zugegeben, der Da Vinci war nach dem Auspacken in 10 Minuten betriebsbereit, der Ender 3 brauchte natürlich länger. Doch gemessen an Preis und Qualität passt dieses Gerät deutlich besser zu mir als das alte.


Nachtrag: Auch wieder so ein Retro-Thema. Ich hätte mir vor 20 Jahren im Traum nicht vorstellen können, das wir uns Plastikteile zu Hause selbst herstellen können.
Ein Hoch auf die Technik!

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Wenn sich eine triviale Erkenntnis mit Dummheit in der Interpretation paart, dann gibt es in der Regel Kollateralschäden in der Anwendung.
frei zitiert nach A. Van der Bellen
... also dann paaren wir mal eine komplexe Erkenntnis mit Klugheit in der Interpretation!