Sterbende SSDs und M2s?

Die günstigen SSDs und M.2 Chips aus Fernost versprechen beste Qualität und am Anfang stimmt das auch.
Aber nach dem einen oder anderen Jahr bricht das Kartenhaus in sich zusammen.


Die niedrigsten SSD Preise bei Aliexpress sehen aktuell etwa so aus:

  • 128 GB: 10 €
  • 256 GB: 15 €
  • 512 GB: 30 €
  • 1 TB: 50 €
  • 2 TB: 100 €

Wenn man das mit diversen Markenprodukten in ortsansässigen Händlern vergleicht, sieht man den Faktor 1.5 bis Faktor 2, besonders bei den größeren Kapazitäten. Vor 2 bis 3 Jahren waren noch Faktor zwischen 2 und 3 ablesbar.

Folglich kaufte ich damals einige SSDs, M.2 und mSATA Speichermedien und verbaute diese in meinen Testrechnern, aber auch in meiner regulären Arbeitsmaschine.

Als dann letztes Jahr mein Windows 10 “manchmal” extrem lange beim Booten brauchte, dachte ich an “dumme Windows-Dienste”, die im Hintergrund Schabernak treiben. Doch dann ging plötzlich der Explorer nicht mehr auf und nicht mal der Taskmanager reagierte.
Wenn man aber 10 Minuten lange wartete, normalisierte sich die Situation.

Ich kaufte einen neuen Marken-M.2-Chip, kopierte erfolgreich alle Daten und alles war wieder gut.

Neulich fing das gleich dann auf meinem sekundären Server an, wo ebenso eine preiswerte SSD verbaut war.

Empfehlung: Nicht mehr als 33% Platz belegen!

Endbenutzer-SSDs sind heute nur deshalb so günstig, weil wir die internen Daten(arbeiter) schlecht behandeln und unzureichend bezahlen.
Natürlich gibt es auch die hoch-stabilen Premiumprodukte, doch da kosten dann 100 Gigabyte 100 €, wo wir heute eine Terabyte zum gleich Preis erwarten.

SLC (Single-Level Cell) heißt die Technik hinter so einem Prämiumprodukt, denn dort wird jedes Bit in einer eigenen Zelle gespeichert, was jedem Bit ein Maximum an Produktionsaufwand aber auch Stabilität zusichert.

Daher hat man schnell die MLC (Multi-Level Cell ) Technik erfunden, wo 2 Bits in einer logischen Zelle gespeichert werden. Damit kann man doppelt so viel Speicher mit der gleichen Zellenanzahl bereitstellen, allerdings sinkt auch die Stabilität und maximale Wiederbeschreibbarkeit, da bei einem Schreibzugriff nicht ein Bit sondern immer beide neu geschrieben werden müssen.

Mit TLC (Triple-Level-Cell) haben wir 3 Bits in einer Zelle, und das ist genau das, was in billigen SSDs eingesetzt wird. Teilweise kommt auch das neuere QLC (Quad-Level-Cell) mit 4 Bits pro Zelle zum Einsatz.

Die wahre Magie stammt vom Kontrollchip, der bei Schreibzugriffen zuerst mal alle neuen Bits auf alle leeren Zellen verteilt. Bei TLC kann man also 33% des Datenträgers mit Hochgeschwindigkeit vollschreiben.
Danach werden weitere Bits zu den bestehenden Zellen hinzugefügt.

Und hier (so wird es jedenfalls im Netz behauptet) kommt dann der “billige” Speicherchip mit der einfacheren (oft auch veralteten) Software ins Wanken. Datenblöck und Bits müssen umgeordnet werden und dann blockiert das Medium eben so lange, bis es mit der internen Arbeit fertig ist.

Laaaaange Datensicherung

Ich habe also einen zusätzlichen Kühlkörper auf meine bockigen Billig-SSDs und -M.2s gepackt, die im Betrieb deutlich heiß wurden, und alle Daten auf frische neue Marken-SSDs kopiert (die heute zum Glück billiger geworden sind).

Die Aktion dauerte ewig, da die Datenraten auf unter 100 KB/s sanken, doch Datenfehler sind mir bisher keine aufgefallen.

Ich hatte etwa 70% des Speichers benutzt, also so 350 GB von 500 GB. Zum Glück stiegen die Geschwindigkeiten auch teilweise wieder in den 10-MB/s Bereich, denn hätte ich alles mit 100 KB/s kopieren müssen, wäre wohl ein Jahr oder mehr notwendig gewesen.

Fazit

Wer billig kauft, kauft teuer.

meinte mal ein Kollege. Und das stimmt hier wieder … wobei, wenn man die Technik kennt, kann man sie auch zielgerichtet einsetzen. Wenn ich also nur 200 GB von 500 nutze, und immer wieder brav ein TRIM durchlaufen lasse, verteilen sich die Bits ganz gut ohne Blockaden und eine eine 200 GB SLC Platte ist immer noch deutlich teuerer als die 500 TLC Variante.

Die scheinbar defekten SSDs wurden nach der Sicherung gelöscht, ge-TRIM-t und scheinen jetzt offenbar wieder super zu laufen.

Ich werde jetzt zwar nicht meine Daily-Business Daten darauf speichern, aber in Testsystemen für eine Quick&Dirty Linux oder Windows-Installation sind die Datenträger allemal gut genug.

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Wenn sich eine triviale Erkenntnis mit Dummheit in der Interpretation paart, dann gibt es in der Regel Kollateralschäden in der Anwendung.
frei zitiert nach A. Van der Bellen
... also dann paaren wir mal eine komplexe Erkenntnis mit Klugheit in der Interpretation!