Kein Kino für mich

Die Kino-Karte für Wonderwoman 1984 war schon bezahlt und in meinen Händen, und dann musste ich mich entscheiden … und … ich bin meiner Überzeugung treu geblieben und habe die Karte zurückgegeben.

Zumindest das schöne Wetter beim Spaziergang nach Hause hat mir die trübe Stimmung etwas aufhellen können.


Naja … eigentlich war es ja meine Schuld. Denn als bekannt gegeben wurde, dass mit 18. Juni die Kinos wieder aufsperren, sagte ich mir spontan:

Egal was läuft, die Kinos müssen wieder in die Gänge kommen.

Auf der Infoseite stand groß und breit, dass man mit Corona-Test rein darf und ohne weiteres nachforschen wurde eine Karte reserviert.

Und dann, als ich an der Kassa bezahlt hatte und mich zum Kinosaal aufmachte, fiel mir das Klapptischchen neben dem Eingang auf und der nette Mann, der mit einem Bündel an Zetteln jeden Kinogast kurz aufhielt.

Hmm … schnell das Smartphone gezückt und das Kleingedruckte auf der Kinoseite aufgerufen … und, das stand es: Alle müssen registriert sein.

Tja, und diese Blödheit kann und will ich nicht mitmachen. Und eben diesen Zusatz hätte ich auch schon früher lesen bzw erahnen können, bevor ich extra eine Corona-Test mache um ins Kino gehen zu können. Denn die Vorgaben des Gesundheitsministeriums verlangen, dass jeder Gast in Gastronomie und Freizeiteinrichtungen zwecks Contact-Tracing registriert sein muss.

Jetzt hätte ich nichts dagegen, dass eine offizielle staatliche Stelle meine Daten kennt, aber ich kann es mit meinem Datenschutzgewissen nicht vereinen, dass ich auf einem Papierzettel Namen, Adresse, Telefonnummer und Mailadresse raufkritzeln soll und das dann durch die Hände von 10 Praktikanten geht, bis es jemand manuell abtippt.

Natürlich möchte ich den Kinoangestellten keine bösen Absichten unterstellen, aber mir geht es um das Prinzip einer solchen Bloßstellung in der Öffentlichkeit.

Und ich weiß, dass der Vergleich absolut unangebracht und herabwürdigend ist, aber mein erster Gedanke bei diesem Formularklapptisch, war die Szene aus Schindlers Liste, wo alle Juden namentlich erfasst wurden. Kurz gesagt: Ich verabscheue so etwas.

Und die Gastronomie scheißt sowieso drauf

Wie der Zufall wollte, war ich die Woche zuvor schon zweimal im Restaurant und habe wirklich ein hervorragendes und köstliches Mahl zu mir genommen. Der Corona-Test wurde vor Ort gemacht und war - wie erwartet - OK. Und als ich extra noch fragte, ob wir uns registrieren müssen, kam prompt die Antwort: Nein.

Nun … rein rechtlich war das (wie ich jetzt nachgelesen habe) falsch. Die gesetzliche Registrierungspflicht gilt überall.
Aber mal unabhängig vom Datenschutz … was bringt die Datensammelei, wenn sie ohnehin nur Bruchstücke von Kontakten am Ende dem Ministerium liefern kann, weil viele es einfach nicht umsetzen.

Wie man es richtig mache könnte

Die Technik ist schon lange erfunden, und die App des Roten Kreuzes soll es bereits so machen: Man gibt nur “einen Hashwert von sich” her. Keine privaten Daten, nur eine eindeutige kryptografisch sichere ID.
Sollte also ein Krankheitsfall bei einem Kinobesucher festgestellt werden, löst eine offizielle Stelle “meinen Hash” in meine richtigen Kontaktdaten auf und kontaktiert mich.

Somit ist es nicht nötig, dass ich diversen Angestellten meine privaten Daten auf Zetteln zukommen lasse, die sie jederzeit missbrauchen können, sondern es gibt nur eine Stelle (mit hoffentlich gut gesicherter IT), die meine Daten vorrätig hält und diese auch zuverlässig wieder löscht, wenn etwas Zeit vergangen ist.

Aber so wie es jetzt abläuft, wo man ungeschulte Angestellte zu Dateneintreibern rekrutiert und Methoden aus den vergangenen Jahrtausend einsetzt, da dreht sich mir einfach der Magen um.

Fazit

Mein größter Frust ist, dass ich nun meine geliebte Scarlett Johansson in “Black Widow” nächstes Monat auch nicht sehen können werde.

Meine einzige Hoffnung wäre, dass diese unerträgliche Datenverwaltungsregelung im August zurückgenommen wird, wenn sich die Impfzahlen weiter erhöhen.

Gewinner der Aktion sind nun erneut die amerikanischen Streaming-Portale … denn was bleibt mir jetzt sonst übrig, als bei denen weitere Inhalte zu beziehen?

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Wenn sich eine triviale Erkenntnis mit Dummheit in der Interpretation paart, dann gibt es in der Regel Kollateralschäden in der Anwendung.
frei zitiert nach A. Van der Bellen
... also dann paaren wir mal eine komplexe Erkenntnis mit Klugheit in der Interpretation!